Der Kanton Waadt zählt acht AOC-Weine aus sechs Anbaugebieten, die Chasselas und viele weitere weisse und rote Rebsorten bester Qualität produzieren.
Als Heimat des Chasselas zählt der Kanton Waadt sechs herrliche Weinregionen, die von einer langen Tradition des Weinbaus geprägt sind. Die Erzeugnisse aus acht AOC-Gebieten (mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung) lassen sich bei jeder Gelegenheit geniessen: unter Freunden, auf Weinbergspaziergängen oder direkt beim Winzer.
Im Waadtland besitzt der Weinbau eine tausendjährige Tradition: Sie ist in den Kellern spürbar und lässt sich auch an der von Generationen passionierter Winzerfamilien geformten Landschaft ablesen. Bei den Waadtländer Weinen sind es die Zahlen, die für Schwindel sorgen: Der Kanton umfasst rund 3775 Hektar Rebflächen, die sich auf sechs Weinregionen verteilen: La Côte, Chablais, Bonvillars, Les Côtes de l’Orbe, Vully und Lavaux. Alles AOC-Gebiete, zu denen im Lavaux mit den Grands Crus Calamin und Dézaley zwei weitere hinzukommen. Ihre Gemeinsamkeit? Eine natürliche Vorliebe für weisse Rebsorten, insbesondere den Chasselas. Mit der Folge, dass in der Waadt als einzigem Kanton der Schweiz hauptsächlich weisse Rebsorten angebaut werden. Und weil es in der Region so viele Varietäten gibt, sollte jeder Aufenthalt auch eine Degustation beinhalten, sei es auf dem Weingut, bei einem Weinhändler oder bei Festen in Zusammenhang mit dem Weinbau und Wein.
Mit mehr als 2000 Hektar befindet sich in der Weinregion La Côte AOC über die Hälfte der Rebflächen des Kantons Waadt. An idyllischer Lage mit Blick auf den Genfersee stehen hier auch rund dreissig Schlösser, die man auf Weinbergspaziergängen rund um Luins oder Bursins bewundern kann. Ein wahrer König sorgt für ihren Zusammenhalt: Er heisst Chasselas und wird angebaut, so weit das Auge reicht. Der trockene Weisswein, den er hervorbringt, passt hervorragend zur lokalen Käsespezialität namens «Malakoffs». Diese Käsekrapfen passen immer, sei es zum Aperitif oder als Hauptgericht. Die Region liebt Feste und an Gelegenheiten, den Wein und die Traube – oder auch die Produzenten – zu feiern, fehlt es zwischen Nyon und Morges wahrlich nicht. Im Jahresverlauf kann man mit unterschiedlichsten Zügen auf angenehme Art die herrlichen Hänge von La Côte entdecken.
Das seit 2007 zum Unesco-Welterbe gehörende Lavaux verdankt seine in Terrassen angelegten 806 Hektar Rebflächen der Arbeit von Generationen von Winzern und Zisterziensermönchen. Diese wunderschöne Gegend zwischen Lausanne und dem Schloss ChillonTM ist damit eine Sehenswürdigkeit für sich. Für ihre Besichtigung oder Betrachtung begibt man sich am besten an Bord der Züge Lavaux Express und Lavaux Panoramic oder aber eines Schiffs der CGN für eine Fahrt auf dem See. Das Maison Lavaux lädt Sie ein, im Rahmen einer Ausstellung in die Welt des Lavaux einzutauchen. Das harmonisch in die Landschaft eingefügte Informationszentrum Lavaux Vinorama präsentiert dieses aussergewöhnliches Anbaugebiet und seine drei AOC-Lagen Lavaux, Calamin und Dézaley. Am Chasselas als einheimischer Rebsorte führt kein Weg vorbei. Obwohl er fast 75 Prozent der Anbaufläche dieses glanzvollen Dreigestirns bedeckt, werden noch rund dreissig weitere Rebsorten wie Gewürztraminer und Pinot gris kultiviert. Mit Pinot noir, Gamay, Gamaret und Garanoir machen die zunehmend beliebten Rotweine immer mehr von sich reden.
Die zwischen Genfersee und Alpen gelegene Weinregion Chablais ist etwa 590 Hektar gross. Das AOC-Gebiet unterteilt sich in fünf Appellationen, deren renommierteste Yvorne und Aigle sind. Das mitten in den Weinbergen stehende Schloss Aigle stammt aus dem 12. Jahrhundert. Es ist das Wahrzeichen einer langen Weinbautradition in der Region. Seit 2012 wird hier jedes Jahr der «Mondial du Chasselas» durchgeführt, eine Weltmeisterschaften, die den universellen Charakter der Rebsorte feiert. Im Schloss befindet sich ausserdem das Museum der Rebe, des Weins und der Etikette, das von der Winzerzunft Le Guillon gegründet wurde. Es ist einen Besuch wert! Bei schönem Wetter begegnen sich Wanderer und Spaziergänger auf dem Rebbergweg, der von Bex nach Aigle führt. Auf einer anderen Route, dem «Spaziergang in den Weinbergen des Chablais», gelangt man durch Hänge, deren Böden sich neben Weissweinen auch für den Anbau rassiger roter Rebsorten wie Syrah oder Merlot eignen.
Die Region Yverdon-les-Bains darf das 180 Hektar grosse Weinbaugebiet Bonvillars AOC ihr Eigen nennen. Zwischen Concise und Valeyres-sous-Montagny umfasst es auch das mittelalterliche Städtchen Grandson und reicht bis zum Neuenburgersee hinab, von dessen Mikroklima es profitiert. Seine roten Rebsorten, insbesondere Pinot noir und Gamay, aber auch seine Weissweine erfreuen Weinliebhaber und erfüllen rund ein Dutzend Produzenten mit Stolz. Sie lassen sich direkt im Keller oder in der Maison des Terroirs von Grandson degustieren, wo man auch Spezialitäten einkaufen und Tourismusinformationen erhalten kann. Im Sommer ermöglicht eine Gourmetwanderung, die Weingüter der Region auf besonders angenehme Weise zu entdecken. Winzer und lokale Unternehmen treffen sich im Herbst am Trüffelmarkt von Bonvillars. Besonders versierte Feinschmecker können sich dann auf einer charmanten Kutschenfahrt von ihren Genusserlebnissen erholen.
Das zwischen Genfer- und Neuenburgersee gelegene Weinbaugebiet Côtes de l’Orbe AOC soll das älteste der Schweiz sein. Heute scheint es mit seinen 170 Hektar ziemlich klein, im 19. Jahrhundert war Orbe aber der grösste Weinbaubezirk des Kantons Waadt. Die Winzer der Dörfer zwischen La Sarraz und Yverdon-les-Bains widmen sich hier weiterhin dem Weinbau und erzeugen vor allem Rotweine! Im Gegensatz zu den anderen Anbaugebieten des Kantons werden in der Region Côtes de l’Orbe zu 75 Prozent rote Trauben kultiviert, angefangen bei Pinot noir und Gamay. Die rund zwanzig hier angebauten Rebsorten kann man auf den Weingütern degustieren, im November auch bei einem Weinfest. Der Halbmarathon der Côtes de l’Orbe im September bietet seinerseits eine festliche und sportliche Gelegenheit, um das prächtige Panorama zu geniessen; der Feinschmeckerspaziergang von Arnex-sur-Orbe ist eine weitere Möglichkeit, den Norden des Waadtlands besser kennen zu lernen.
Der gleichnamige Berg erhebt sich zwischen dem Neuenburger- und dem Murtensee. Das am Hang gelegene Weinbaugebiet Vully AOC ist sozusagen zweisprachig und ein Bindeglied zwischen den Kantonen Waadt und Freiburg. Es profitiert von einem nahezu mediterranen Klima zwischen Jura und Alpen. Das einzige interkantonale AOC-Gebiet ist 152 Hektar gross, ein Drittel davon liegt auf Waadtländer Boden. Während im Vully hauptsächlich Chasselas und Pinot noir angebaut werden, begegnet man hier auch einigen unerwarteten Spezialitäten wie den Rotweinen Merlot und Gamaret und Weissweinen wie Freiburger und Gewürztraminer. Man sollte diese Region unbedingt auf einem Weinbergspaziergang entdecken, um ihre begabten Winzer kennen zu lernen. Vor allem sollte man sich aber eine Gourmetpause gönnen, um die berühmten «grünen Spargel von Vully» zu probieren und sich vom «Vully-Kuchen» verlocken zu lassen: in seiner salzigen Variante als Hauptgericht oder süss zum Dessert.